Ästhetische Rezeption und Produktion

Dieses Blog dient der Vorlesung "Ästhetische Rezeption und Produktion" von Frau Jun.-Prof. Dr. Sara Burkhardt, für die Studenten des BScE (Bachelor en Science de l'Éducation, Wintersemester 2010/11). Zweck des Blogs sind
dementsprechend regelmäßige Dokumentationen und Reflexionen der Vorlesungs- und Seminarinhalte, sowie Verknüpfungen zu anderen interessanten Themenbereichen.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Platon: "Wenn es etwas gibt, wofür es zu leben lohnt, dann ist es die Betrachtung des Schönen"

                      Platon: zwei Arten von Künstler

Zum Einen handelt es sich dabei um die Künstler, die schon Bestehendes nachahmen. Dies sind laut Platon zum Beispiel Maler, Bildhauer, Dichter. Diese Künstler schaffen dabei nur ein Abbild des Sichtbaren. Platon nannte dies "Mimesis", was so viel wie "Trügeische Nachahmerei" bedeuten soll.
Der Maler macht dementsprechend nur ein Bild zweiter Ordnung, also ein Bild von einem Bild, und entfernt sich somit eine Stufe weiter von der Wahrheit. Diese Nachahmung, beziehungsweise Abbildung, der Natur wird von Platon als "Erscheinung" bezeichnet. (Post von Immanel Kant: Erscheinung und Ding an sich)

Bei der zweiten Art von Künstlern handelt es sich um die Künstler, die schöpferisch etwas herstellen, wie zum Beispiel Handwerker, Tischler, usw. Laut Platon sind diese Künstler näher an der Wahrheit, weil sie nicht nur etwas Bestehendes abbilden, sondern etwas Neues machen. Sie gehen von einer Idee aus und kreiren etwas Neues. Dies wird von Platon als das "Seiende" bezeichnet. (Siehe Immanel Kant: Erscheinung und Ding an sich)

Platons Ziel ist es, zur Wahrheit vorzustoßen. Um zur Wahrheit vorzudringen darf man die Natur allerdings nicht durch eine "Spiegelung", also durch ein Abbild, verdoppeln, sondern man muss diese Erscheinungen abschaffen. Das Minderwertige der Kunst liegt nach Platon darin, dass sie eine Nachahmung ('mimesis') von bereits Bestehendem ist, also eine Nachahmung der sinnlichen Erscheinungen.


Platons Vorstellung von Ästhetik - Ein Bezug zu Platons Philosophie

Platon interessierte sich für die Beziehung zwischen dem, was einerseits ewig und unveränderlich ist und dem was, auf der anderen Seite, 'fließt'. Platon interessiert sich sowohlmfür das, was in der Natur ewig und unveränderlich ist, als auch für das was in Moral und Gesellschaft ewig und unveränderlich ist. Er versucht eine eigene "Wirklichkeit" zu fassen zu bekommen, die ewig und unveränderlich ist. Dies schließt an den Gedanken an, dass Platon versucht zur Wahrheit vorzustoßen, ohne dabei den Weg der Erscheinungen zu benutzen. Platon versucht das aufzuzeigen, was "ewig wahr", "ewig schön" und "ewig gut" ist, denn "Wenn es etwas gibt, wofür es zu leben lohnt, dann ist es die Betrachtung des Schönen".

Platon ist somit auch der Ansicht, dass die Wirklichkeit zweigeteilt ist. 
Der erste Teil ist die 'Sinnenwelt', über die die Menschen nur ungefähre oder unvollkommene Kenntnis erlangen können, indem sie ihre fünf Sinne benutzen. Von allem in der Sinnenwelt gilt, dass 'alles fließt' und dass folglich auch nichts Bestand hat. Es gibt nichts 'Seiendes' in der Sinnenwelt. (Bezug auf den ersten Abschnitt dieses Posts, Platon: Zwei Arten von Künstler, "das Seiende".)
Beim zweiten Teil handelt es sich um die Ideenwelt, über die wir sicheres Wissen erlangen können, wenn wir unsere Vernunft gebrauchen. Zum Ausgleich sind die Ideen ewig und unveränderlich. (Bezug auf den ersten Abschnitt dieses Posts, Platon: Zwei Arten von Künstler, Künstler "gehen von einer Idee aus, und kreieren etwas Neues, das 'Seiende'".)

Quellen:
1) Vorlesung:
    "Ästhetische Rezeption und Produktion"  
2) Buch: 
    "Sophies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie" von Jostein Gaarder

    Dienstag, 7. Dezember 2010

    Till Krause: "Durchgänge in der Hamburger Innenstadt"


     Präsentation des Künstlers

    Der Künstler Till Krause wurde 1965 in Hamburg geboren und lebt in Hamburg. Er hat ein Studium an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und ein Studium an der Hochschule für bildende Künste Braunschweig absolviert.

    Im Mittelpunkt von Till Krauses Arbeit stehen nicht die Landschaft und die Natur als ästhetisches Arbeitsmaterial. Es geht ihm viel mehr um die Fragen an deren Geschichten, deren Gebrauch und deren Struktur. Das heißt, er "untersucht die 'Art und Weise' wie der Mensch mit der ihn umgebenden Landschaft umgeht, in ihr lebt und wie dieses Verhältnis konkret vor Ort ablesbar ist.

    Dem Künstler wird deshalb auch oft nachgesagt, dass seine Projekte im Grenzbereich zwischen Kunst und anderen Wissenschaften liegt. 

    'Durchgänge in der Hamburger Innenstadt'

    Bei seinem Projekt "Durchgänge durch die Hamburger Innenstadt" geht Till Krause selbst durch die Innenstadt von Hamburg, schreibt sich Wege auf und stellt dann eine Karte her, auf der abgebildet ist, wie er die Innenstadt durchwandert. Er hat sich dabei allerdings selbst einig Regeln aufgestellt:

         1) Er darf nicht einfach nur den Straßen folgen, sondern muss 'quer' durch die Innenstadt hindurch
         2) Dies bdeutet, dass er durch die Gebäude hindurch muss. Dabei muss er sich allerdings auf öffentliche Räumlichkeiten (z.B. Kaufhäuser, Parkhäuser, usw.) beschränken und darf keine privaten Gebäude durchqueren.

    Till Krause möchte mit diesem Projekt, den Menschen seine Ansichten des Raumes näher  bringen.

      Till Krauses 'Philosophie' 

    Till Krause ist ständig auf der Suche nach dem 'Kern der DInge'. Die Kunst bedeutet für ihn die Möglichkeit, die Dinge genau anzusehen und das, was uns alltäglich und bekannt erscheint, zu hinterfragen.

    Der Künstler interessiert sich vor allem an der vom Menschen geprägten Umgebung, "dem urbanen und naturhaften Raum". In diesem Zusammenhang nimmt er, genau wie bei seinem  Projekt "Durchgänge in der Hamburger Innenstadt", Kartierungen vor, auf den er Spuren der Landschaft vermerkt. Es geht dem Künstler dabei nicht um die 'Erscheinungsformen' von Landschaft und Raum, sondern um "deren Begrifflichkeiten und Determinierungen". Krause interessiert sich also vor allem für die gesellschaftliche Parameter, die die Landschaft und unsere Wahrnehmung von ihr beeinflussen.

    Michel de Certeau: "Insgesamt ist der Raum ein Ort, mit dem man etwas macht"


    Übung: Inhalt des 3. Seminars zur Vorlesung "Ästhetische Rezeption und Produktion"
     Stellen Sie sich folgende Situation vor: die Erdanziehung geht nicht mehr vom Fußboden aus, sondern von der Wand. Wie sieht das aus? Nutzen Sie sich selbst und vielleicht Gegenstände, Taschen, Tische, Stühle.

    (Bei diesem Foto handelt es sich um eine gemeinschaftliche Produktion von Linn Gidt und Anouk Hippertchen)


    Ziele dieser Übung: 

    • Erkennen, welche verblüffenden Eindrücke ein Bild oder ein Foto vermitteln können
    • Dinge, an die man gewohnt ist und die man nicht anders kennt, anders darstellen
    • Durch Kommunikation und Zusammenarbeit in einer Gruppe, kreative Ideen aufkommen lassen und Lösungen zu solchen Aufgabenstellungen finden
    • Eine Form / Möglichkeit finden, unsere Wahrnehmung des Raums darzustellen / abzubilden
    • Die Aufgabe soll darauf aufmerksam machen, dass man Dinge die man für unmöglich gehalten hat, trotzdem darstellen kann
    • Man wird auf etwas aufmerksam, das man vorher nicht erkannt hat 

    Einige allgemeine Ideen

    • Der Mensch ist ein 'gestaltendes' Objekt, aber auch selbst ein 'gestaltetes' Objekt, da die Menschen von ihrer Umwelt beeinflusst und geformt werden
    • Unsere Umgebung hat Einfluss auf unsere Haltung, auf unser Verhalten und auf unser Denken
    • Wir können den Raum so gestalten wie wir wollen und ihn so darstellen wie wir ihn wahrnehmen

    Künstler die sich mit dem 'Raum' beschäftigt haben

    • Clegg und Guttman - "Stromkästen"
    • Erwin Wurm - "One-Minute-Pictures"
    • Till Krause - "Durchgänge"
           --> In einem weiteren Post werde ich mich mit
                 Till Krause beschäftigen