Ästhetische Rezeption und Produktion

Dieses Blog dient der Vorlesung "Ästhetische Rezeption und Produktion" von Frau Jun.-Prof. Dr. Sara Burkhardt, für die Studenten des BScE (Bachelor en Science de l'Éducation, Wintersemester 2010/11). Zweck des Blogs sind
dementsprechend regelmäßige Dokumentationen und Reflexionen der Vorlesungs- und Seminarinhalte, sowie Verknüpfungen zu anderen interessanten Themenbereichen.

Samstag, 13. November 2010

Matthias Duderstadt: "Ästhetik und Wahrnehmung"


Ich bin bei meinen Recherchen über Ästhetik  im Internet über eine Seite der Universität Bremen gestolpert und dabei auf eine Publikation,„Ästhetik und Wahrnehmung“ von Matthias Duderstadt aufmerksam geworden. Da ich bislang noch keine richtige Definition von „Ästhetik“ vor Augen hatte, habe ich mir den Kommentar von Duderstadt durchgelesen und bin dabei auf ein paar interessante Aussagen gestoßen. Ich Folgenden möchte ich diese Ideen kurz zusammenfassen.


In der Regel handelt es sich bei Definitionen über Ästhetik oft um Missverständnisse. Ästhetik wird sehr oft als das „Schöne“, „Geschmackvolle“ und „Ansprechende“ bezeichnet.  Das sogenannte Missverständnis dabei ist, dass man die Ästhetik nicht nur auf diese Begriffe reduzieren kann, denn sie geht weit über diese Bedeutungen hinaus. Der Autor Matthias Duderstadt geht vor allem auf Alexander Gottlieb Baumgarten (1714-1762) ein, welcher die Ästhetik als die „Wissenschaft der sinnlichen Erkenntnis bestimmt hat. Dank seines großen Werkes „Sinnliche Erkenntnis in der Philosophie des Rationalismus“ gilt Baumgarten als einer der bedeutendsten Denkers der deutsch Hochaufklärung und als Erfinder der Ästhetik als philosophische Disziplin. Wenn man, ausgehend von dem Begriff der Ästhetik, auf das griechische Substantiv aisthesis zurückgeht, so wird das Bedeutungsfeld des Begriffes schon viel umfassender. Es ist nun auch die Rede von Wahrnehmung, Gefühl, Empfindung, Sinneswerkzeug, Empfindungsvermögen, Erkenntnis, Begreifen und Verständnis. Baumgarten betont in seiner Definition also besonders Die Sinnestätigkeiten. Zusätzlich dazu hebt er auch noch die Verstandeskräfte (Erkennen, Begreifen, Verstehen) sowie  Gefühlskräften (Fühlen, Empfinden) besonders hervor. Duderstadt weist in diesem Kontext darauf hin,  dass die Bedeutung von Ästhetik also sowohl kognitive als auch emotionale Anteile umfasst.
Diese Aussage nimmt der Autor als Anknüpfungspunkt an die „Wahrnehmung“, weil er der Meinung ist, dass er auch diese genauer erklären muss, wenn er behauptet sie gehöre der Ästhetik an. Der Autor gibt also folgende Definition zum Begriff Wahrnehmung: „Wahrnehmung kann gleichgesetzt werden mit der Arbeit an und mit den Sinnen. Sie ist außen- und innengerichtet: Wahrnehmung dessen, was außerhalb von mir ist, und Wahrnehmung dessen, was in mir vorgeht.“ Matthias Duderstadt behauptet damit, dass in der Wahrnehmung immer kognitive und emotionale Momente zusammenspielen. Er geht sogar noch weiter indem er behauptet, dass diese Einheit von Kognition und Emotion auch auftritt, wenn wir uns Wahrnehmung auf der phänomenologischen Ebene zu vergegenwärtigen versuchen, beispielsweise bei der Rezeption von Bildern. (Hier besteht ein Anknüpfungspunkt zu dem ersten Kommentar auf meinem Blog „Was ist ein Bild“.) Um genauer zu erklären wie Duderstadt das mit der Wahrnehmung bei der Rezeption von Bildern meint, zitiere ich einige Sätze von ihm, die man klarer nicht auszudrücken vermag: „Da ist zum einen der Blick aufs Bild, der Versuch herauszufinden, was dort überhaupt zu sehen ist, zum anderen aber ist da gleichzeitig auch immer das Schauen, das Sich- Öffnen gegenüber dem, was das Bild ‘mit uns macht.“ Das Heraus- und Hineinlesen in ein Bild, ist ein vom Betrachter (Subjekt) ausgehender, vorwiegend rational bestimmter, produktiver Prozess, wohingegen das Sich- Öffnen gegenüber dem, was vom Bild ausgeht, überwiegend emotional bestimmt ist.


Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass Matthias Duderstadt in seiner Publikation noch viele andere Anregungen gibt. Diese Ideen, die ich jetzt kommentiert habe, waren allerdings diejenigen, die mir die Bedeutung von Ästhetik und vor allem die Bedeutung des „Bildbetrachtens“ etwas näher gebracht haben.


Quellen: 
1) Internet Seite der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg
     http://www.phil.uni-halle.de/confer/agb07/
2) Internet Seite der Universität Bremen
     http://www.aesthetische-bildung.uni-bremen.de/LB%20Aesthetik.html

Donnerstag, 11. November 2010

Immanuel Kant: "Erscheinung und Ding an sich"

          
            Wenn ich von der Subjektivität der Bildbetrachtung, beziehungsweise der Betrachtung im Allgemeinen ausgehe, lässt micht das sehr stark an die Philosophie denken. Da es mir unmöglich ist, alle bestehenden Bezüge herzustellen, möchte ich nur auf einen Philosoph eingehen. Ich habe mich entschlossen eine Verbindung zu Immanuel Kant und dessen Theorie über "Erscheinung und Ding an sich" herzustellen.


               Immanuel Kant (1724-1804) gehörte der Zeit des kritischen Rationalismus an und versuchte, wie vor ihm schon Descartes und Hume, den Ursprung und die Grenzen der menschlichen Erkenntnis festzulegen. Bevor ich auf die Betrachtung zu Sprechen komme, möchte ich noch einige einleitende Erklärungen abgeben. Kant ist der Meinung, "Denken ohne Inhalt ist leer". Ihm zufolge ist der menschliche Verstand so beschaffen, dass er verschiedene Kategorien verwendet, so oft er in Funktion tritt. Der Inhalt, der vom Verstand des Menschen aufgenommen wird, wird als "Anschauungsmaterial" bezeichnet, welches mit Hilfe der Kategorien zu Begriffen verarbeitet wird. Anschließend stellen die Kategorien zwischen diesen Begriffen eine Beziehung her und verknüpfen sie zu "Erkenntnisurteilen". Bleibt die Frage, ob die Dinge an sich wirklich so sind wie wir sie sehen.
Damit kommen wir zur kopernikanischen Revolution Kants, welche eine klare Unterscheidung zwischen "Erscheinung" und dem "Ding an sich"verlangt. Immanuel Kant zufolge können wir die Dinge nicht erkennen wie sie wirklich sind, sondern nur wie sie uns erscheinen. Unter "Erscheinung" versteht er also den Gegenstand, wie er angeschaut und gedacht wird. Die Erscheinung bezeichnet das Endprodukt, das das Erkenntnisvermögen, also Sinnlichkeit und Verstand, aus Material, so auch aus Bildmaterial gestaltet. Hiermit wäre der Bezug zur Subjektivität Bildern gegenüber hergestellt. Wir betrachten ein Bild nie so, wie es wirklich ist, sondern unsere Sinnlichkeit, unser Verstand, unsere Erfahrung und unser Gefühl wirken auf das Bild und erzeugen somit eine ganz individuelle Interpretation. Das heißt, man könnte das "Bild", zum Teil wenigstens, mit Kants Idee der "Erscheinung" vergleichen und sagen, dass wir ein Bild nie so sehen wie es wirklich ist, weil wir es unter Einfluss verschiedener Faktoren und Kategorien ganz individuell deuten.

               Da ich sehr an Philosophie intressiert bin, werde ich sicherlich noch einige Male auf eine Verknüpfung der Vorlesung "Ästhetische Rezeption und Produktion" mit der Philosophie zurückkommen. Man könnte beispielsweise auch noch zu dem Punkt "Ästhetik" in Kants Lebenswerk Bezug nehmen, aber meiner Meinung nach, gibt es auch noch viele andere Philosophen, die sich mit dem Themenbereich der Ästhetik befasst haben.

Mittwoch, 10. November 2010

Rolf Niehoff: "Denken und Lernen mit Bildern"



In seinem Buch "Denken und lernen mit Bildern", das er gemeinsam mit Rainer Wenrich herausgegeben hat, thematisiert Niehoff den enormen Gebrauch an Bildern, durch den unsere Kultur geprägt ist und dass dies sich wohl in der Zukunft noch verstärken wird. 


               Der Autor geht dabei vor allem auf die Vermittlung gesellschaftlich relevanter Themen ein und hebt hervor, dass Bilder und die damit verknüpfte vielfältige Bildwelten, in diesem Bereich eine wichtige Rolle spielen.  
Wichtig erscheint mir auch die Tatsache, dass Kunst das einzige Fach ist, das sich mit Bildern und deren Umgang beschäftigt. Niehoff macht hier einen Bezug zur Hinforschung, welche "dem Kunstunterricht ein besonderes Potential in der Entwicklung des bildlichen Wahrnehmungs- und Vorstellungsvermögens" attestiert.
Des weiteren geht der Autor auch auf den Bereich der Lernpsychologie ein, indem er aussagt, dass durch den Kunstunterricht das "Auffinden von Lösungsstrategien" besonders gefördert wird.
Somit wird hauptsächlich das "Denken in bildhaft-anschaulichen Zusammenhängen" besonders gefördert. Dieses Denken ist hauptsächlich den Naturwissenschaften von Nutzen, weil es eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von abstrakten Erkenntnisprozessen sein soll.  
                                       
                Abschließend, kann man sagen, dass Niehoff den Kunstunterricht demnach als Grundlage für die Auseinandersetzung mit Bildern versteht. Um die Bedeutung des Kunstunterrichts besonders hervorzuheben, versucht er diese aus verschiedenen Bereichen zu betrachten. Letztendlich versucht der Autor den Prozess des "Bildverstehens" darzulegen.


Was ist ein Bild?


In der ersten Sitzung der Vorlesung „Ästhetische Rezeption und Produktion“ haben wir uns mit der Frage „Was ist ein Bild?“ auseinandergesetzt. Im Folgenden werde ich versuchen zu erklären was für mich ein „Bild ist“.

            Ich denke, dass es unmöglich ist, eine allgemein gültige Definition für das Bild zu finden. Eine Definition die mir allerdings gut gefällt, ist die Aussage „Bilder sind gestaltete visuelle Phänomene mit einer eigenen komplexen Wirklichkeit“. Diese Definition entstammt der  „Forderung der Bildkompetenz“ von Rolf Niehoff. An die Begriffe „visuelle Phänomene“ und „komplexe Wirklichkeit“ knüpfen die Definitionen „Bilder sind durch ihre Urheber sowie auch durch ihre Betrachter biografisch-subjektiv geprägt“ und „Bilder entstehen in historisch-kulturellen Kontexten und werden in historisch-kulturellen Kontexten wahrgenommen und gedeutet“. Das bedeutet, dass Bilder immer im Zusammenhang mit Subjektivität gesehen werden müssen. Dazu hat Frau Jun.-Prof. Dr. Sara Burkhardt während der ersten Vorlesung ein Experiment durchgeführt, bei dem es sich um eine Bilderreihe handelte, die sich alle Studierenden ansehen mussten. Alle haben eine Aufgabenstellung, mit leicht veränderten Fragen erhalten und haben diese für jedes Bild beantwortet. Als wir unsere Antworten  zusammengetragen haben, ist mir aufgefallen, dass trotz der sich gleichenden Fragen, alle sehr unterschiedlich und subjektiv geantwortet haben, wobei die Antworten meistens auf persönliche Erfahrungen und Erlebnisse zurückzuführen waren. Ein Bild ist also zum ersten durch den Hersteller, durch dessen Ideen, Gedanken, Erfahrungen und Gefühle geprägt und wird dann von den Betrachtern ebenfall subjektiv interpretiert. Diese Subjektivität ist ein Aspekt, der mir besonders im Gedächtnis geblieben ist.

            Abschließend dazu, möchte ich noch kurz mein Bedauern zu folgender Aussage zum Ausdruck bringen: „Durch die Reproduzierbarkeit von Kunst ist die Bedeutung nicht mehr an die Bilder gebunden – sie wird übertragbar und zur Information. So wird Kunst (be)nutzbar.“ Dies weist darauf hin, dass die Bedeutung von Bildern, in unserer heutigen Konsumgesellschaft, immer mehr materialisiert und als Informationen ausgenutzt wird.